Dienstag, 10. Februar 2015

Berlinale, die Vierte

Gestern hatte ich den Tag der Magersucht...

Min lilla syster
Stella ist 11, pummelig und die kleine Schwester einer talentierten Eisläuferin, der alle Aufmerksamkeit gilt. Doch nur Stella bemerkt, dass ihre Schwester an Bulimie leidet, wird von ihr aber zum Schweigen genötigt...
Emotionaler und realistischer Kinderfilm mit großartigen Darstellern. Gehört eigentlich in das Pflichtprogramm aller Schulen. Wird es aber sicher nicht in die Kinos schaffen, dazu ist er zu unspektakulär.

El Club
Wettbewerbsbeitrag aus Chile. In einem kleinen Dorf im Süden leben vier Priester und eine Nonne in einem Haus. Sie sind von der Kirche dort ins Exil geschickt worden, aber sie lassen es sich trotz der nominell strengen Regeln gut gehen. Dann wird ein weiterer Pater vorgestellt und das Unglück nimmt seinen Lauf...
Radikaler Film über Missbrauch, Schuld und Sühne, der alle menschlichen Facetten von Täter- und Opferschaft anspricht und gnadenlos zeigt. Herausragende Schauspielerleistungen und atmosphärisch extrem dicht. Sieht aber leider in weiten Teilen aus, wie mit SD-Kameras aus den 80er Jahren aufgenommen. Miserable Auflösung, flau, Grauschleier statt schwarz. Wenn das Absicht war, irritiert es mehr als es erzählt.

Koza
Ein ehemaliger Olympiaboxer, der heute als Schrottsammler sein bisschen Geld verdient, muss 300 Euro heranschaffen, um seiner Freundin die Abtreibung zu bezahlen, da sie das Kind nicht will. Mit seinem Chef, der sich als Promotor versucht, macht er sich auf die Reise über die Grenze nach Deutschland und tingelt mit ihm durch drittklassige Boxsäle, um jedes Mal mehr verprügelt zu werden...
Sehenswertes, dreckiges, kleines Roadmovie. Klassischer Festivalstoff, der wohl seinen Weg machen wird, mit einem doch überraschenden Ende.
Ein kleine Rat an alle Kulturwachteln: Liebe Omas, wenn Ihr in einem Film geht, der vom BOXEN handelt, dann liegt es in der Natur der Sache, dass dem Hauptdarsteller das Nasenbein demoliert wird. Wenn Ihr sowas nicht sehen wollt, bleibt doch gleich zu Hause und watschelt nicht während der Vorstellung maulend und daunenmantelraschelnd raus. Oder wenigstens alle auf einmal und nicht alle fünf Minuten zwei...

Body
Polnischer Wettbewerbsbeitrag über einen verwitweten Staatsanwalt der mit seiner magersüchtigen Tochter an eine angeblich spiritistisch begabte Therapeutin gerät.
Film mit tiefschürfendem Thema bzw. Themen mit großartigen Momenten während der Therapien, vielen herrlich grotesken Situationen und dann wieder reichlich beklemmenden Sequenzen.
Unvorhersehbar, mit vielen Kniffen und Wendungen und tollen Darstellern. Sehr sehenswert.

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